Mit seinen 73 Jahren hat Matthias Müller schon alles erlebt auf den Fußballplätzen. Auch vieles angekurbelt hat er, der nach der Wende viele Jahre beim aufstrebenden TSV 1880 Gera-Zwötzen als Abteilungsleiter Fußball agierte. So initiierte er auch das Geraer Oldie-Turnier, dass am 10. Januar 2025 seine 25. Auflage erlebt.
„Ich hatte die Idee für das Oldie-Turnier. In Erfurt hatte ich so etwa Mitte der 1990er Jahre als aktiver Schiedsrichter schon einmal mitgemacht. Gemeinsam mit Adolf Prokop habe ich da gepfiffen. Dort gab es das aber nur einmal. Da habe ich mir gedacht, solch ein Turnier würde auch Gera guttun“, erinnert sich Matthias Müller, der in den Anfangsjahren gemeinsam mit Herbert Hartmann und Andre Gerstenberger die Organisationsfäden fest in der Hand hielt.
So manche Geschichte ist da in Erinnerung geblieben. Vor der Premiere hatte Matthias Müller beim damaligen Oberbürgermeister Ralf Rauch anfragen lassen, ob dieser nicht die Schirmherrschaft übernehmen wollte. Doch der winkte mit dem Verweis darauf ab, dass sowas gerade „in Mode wäre“ und Überhand nehmen würde. Also schickte er als Vertreter Kulturdezernent Rainer Bartossek. „Die Halle war aber schon bei der ersten Auflage voll. In Jahr später war Rauch dann Schirmherr – und kam zum Turnier extra aus dem Winterurlaub angereist“, so Matthias Müller.
1999 lernte er auch Heinz Heitmann, den Vorgänger von Rainer Calmund als Manager von Bayer Leverkusen kennen. Der half, die Bayer-Truppe die ersten Jahre nach Ostthüringen zu lotsen. Im Jahr 2000 holten die Organisatoren nicht nur Schiedsrichter Jan Keizer nach Gera, sondern auch ein Team von Ajax Amsterdam. Allerdings liefen da mit Gerrie Muhren und Simon Tahamata nur zwei große Namen in der alten Panndorfhalle auf. Ihre Mitspieler waren gefühlt kaum 25 Jahre alt, weshalb der Turniersieg keine große Kunst war. „Die fünf Amsterdamer waren zusammen so alt wie Peter Ducke allein, frotzelten die Zuschauer damals. Wir hätten auch die van de Kerkhof-Brüder nach Gera bekommen, doch die hätten 20.000 DM gekostet. Das war uns dann doch zu teuer“, weiß der einstige FIFA-Linienrichter noch.
Um noch mehr Geld ging es ein Jahr später bei Juventus Turin. In Frankfurt (Main) hatte man Gespräche mit Teammanager Falcone geführt. „Da ging es um 35.000 DM. Am Ende haben wir mithilfe diverser Großsponsoren nur ein Zehntel zahlen müssen. Sogar WM-Torschützenkönig Paolo Rossi war mit dabei, kam wegen schlechter Sicht bei der Fahrt vom Dresdner Flughafen nach Gera aber zu spät, sodass er nur noch ein Spiel für die Turiner bestreiten konnte, im VIP-Raum aber eine Thüringer Rostbratwurst verspeiste, ehe er sich in weiblicher Begleitung ins Hotel begab“, berichtet Matthias Müller, als wäre es gestern gewesen.
Auch in den Folgejahren blieb der Ur-Zwötzener dem Turnier treu. Egal, ob unter Regie des 1. FC Gera 03, von Unternehmer Bernd Jurke oder später dem Förderverein Kinder- und Jugendfußball – Matthais Müller war immer dabei. „Allerdings ist es nicht leichter geworden, Sponsoren für das Turnier zu finden“, weiß er, der als Schiedsrichter-Assistent der FIFA einst sogar in der großen Fußballwelt zuhause war. 25 Jahre fungierte er als Referee, stand zuletzt unter den Schiedsrichtern Karl-Heinz Gläser und Günther Habermann in 42 internationalen Vergleichen an der Linie.
Auch beim Oldie-Turnier gab es einige Begebenheiten, die der Schiedsrichter Müller nicht vergessen wird. Nachdem er selbst Peter Ducke schon im Jahr 2000 für zwei Minuten von Spielfläche geschickt hatte, rastete der Jenaer Angreifer ein Jahr später völlig aus, als Referee Manfred Roßner, nachdem der ihn die rote Karte gezeigt hatte, den Karton unvermittelt aus der Hand schlug und für den Rest des Turniers gesperrt wurde. „Vor dem Spiel konnte man sich mit Peter Ducke über alles unterhalten, aber wenn der Anpfiff ertönte, da war er ein völlig anderer Mensch“, so Matthias Müller.
Den 10. Januar 2025 sollten sich die Freunde des Geraer Oldie-Turniers dick im Kalender anstreichen. Dann steigt die 25. Auflage. Der Förderverein Kinder- und Jugendfußball hat dafür ein spielstarkes Teilnehmerfeld zusammengestellt. Mit dem FC Augsburg mit dem gebürtigen Geraer Tobias Werner und Rapid Wien stellen sich zwei Turnierneulinge vor. Neben Pokalverteidiger Stadtauswahl Gera und Rekordsieger FC Carl Zeiss Jena sind auch der FC Schalke 04, Werder Bremen und die Bundesliga-Auswahl Ost mit von der Partie.
Das achte Team bilden die Seniorenfußballer vom FC Bayern München, die im Vorjahr sowohl in der Ü40 als auch in der Ü 50 den DFB-Cup gewannen, aber nicht über die großen, aus der Bundesliga bekannten Namen verfügen.
Der Vorverkauf läuft bereits online. Seit dem 8. November bietet auch der Fan-Sport-Shop Winkler die begehrten Eintrittskarten in verschiedenen Kategorien an. Die Tickets kosten diesmal 27 EUR (Platzkarte) sowie 21,50 EUR (Freie Platzwahl) bzw. 16,50 EUR (Freie Platzwahl ermäßigt), jeweils zzgl. 1,50 EUR Vorverkaufsgebühr. Nähere Informationen gibt es auf der Internetseite www.oldie-hallenturnier.de.
|