Die Geraer
Panndorfhalle scheint ein gutes Pflaster für Neulinge zu sein. Im Vorjahr hatte
sich das Team Allstars-Bayern bei seinem Debüt durchgesetzt. Diesmal reckten
die Kicker der Bundesliga-Auswahl den Siegerpokal bei der 20. Jubiläumsauflage
des Geraer Oldie-Turniers um die Ur-Krostitzer Pokale in die Höhe. Die 1500 Zuschauer bekamen viel geboten.
Kicker wie Weltmeister Thomas Häßler, Jan Koller, Bernd Schneider, Dariusz Wosz
und Pavel Kuka ließen die Fußball-Anhänger mit der Zunge schnalzen.
Nicht nur
technische Kabinettstücken wie der Heber von der Mittellinie von Dortmunds 2,02
m großen Jan Koller gegen die Geraer Stadtauswahl im Halbfinale oder der
Fallrückzieher von Unions Christian Stuff im letzten Gruppenspiel gegen den
Bundesliga-Auswahl wurden geboten, auch die Emotionen kamen nicht zu kurz.
Am
höchsten schlugen die Wogen im Ostthüringenderby zwischen dem FC Carl Zeiss
Jena und der Geraer Stadtauswahl, das die Vorrunde beendete. Der jeweilige
Sieger steht im Halbfinale - so lautete die Konstellation vor dem
Aufeinandertreffen. Als Miroslav Jovic die Saalestädter nach einer Ecke in
Führung brachte, schien alles seinen erwarteten Lauf zu nehmen. Doch es kam
anders. Der Gastgeber schüttelte sich kurz und antwortete prompt. Thomas
Winefelds Bandenpass brauchte Steffen Roßmann nur nocch einzuschieben - 1:1.
Die Stadtauswahl wusch nach. Während die ziemlich lustlos wirkenden Jenenser
einen Ball nach dem anderen im Vorwärtsgang verloren und eiskalt ausgekontert
wurden, nutzte Gera seine Chancen konsequent. Ronny Abresch, Rocco Hoffmann (2)
und Frank Bangemann versetzten die überraschten Zuschauer in Begeisterung.
"Gera, Gera"-Rufe hallten in Kombination mit rhythmischem Klatschen
durch die Halle.
Der Geraer 5:1-Erfolg war die Sensation des Abends und zog das
abermalige frühzeitige Jenaer Ausscheiden nach sich. Zeiss-Coach Uli Göhr, der
bei allen Turnieren in der alten und neuen Panndorfhalle mit von der Partie
war, wollte die 20. Auflage dann auch schnell vergessen, die mit Platz acht
nach dem mit 0:1 verlorenen Neunmeterschießen gegen Union Berlin enttäuschend
endete. Entertainer und Opernsänger Gunther Emmerlich - neben Jürgen Sparwasser
und Harald Irmscher Ehrengast des Abends - nahm es gelassen. "Eben war ich
noch Jena-Fan. Jetzt bin ich Gera-Fan Das ist der Vorteil, wenn man in
Eisenberg geboren ist", erklärte der 73-Jährige.
Dagegen war
Stadtauswahl-Trainer Bernd Wiegner äußerst zufrieden. "Jena hat uns
unterschätzt. Deren Führung hat sie in Sicherheit gewogen. Wir sind als
Mannschaft zurückgekommen. Alle haben sich gesteigert. Auf dem Platz haben wir
Geduld bewiesen und zu einem tollen Turnier beigetragen", meinte Geras
Coach.
Fast wäre der Gastgeber ins Endspiel gekommen. 26 Sekunden fehlten im
Halbfinale gegen Borussia Dortmund, um die 2:1-Führung nach schön
herausgespielten Treffern von Ronny Abresch und Frank Bangemann über die Zeit
zu bringen. So glich BVB-Kicker Lars Müller noch zum 2:2 aus. Im anschließenden
Neunmeterschießen entschied erst der 14. Schütze. Geras Leitwolf David
Kwiatkowski war der Unglücksrabe, der nur den Innenpfosten traf und den
Borussen so die Chance auf ihren fünften Turniererfolg in Gera eröffnete. Im
kleinen Finale um Platz drei war beim Gastgeber dann die Luft raus, als man
gegen Tschechien mit 0:2 unterlag.
Die mit
Torwart Oliver Herber, Dariusz Wosz, Ingo Herzsch, Thomas Neubert, Skerdilaid
Curri, Daniel Ziebig, Khvicha Shibitidze, Nico Kanitz und Michel Dinzey
angetretene Bundesliga-Auswahl Ost fand nur schwer ins Turnier. Gegen die
Bayern-Allstars verspielte man beim 2:2 noch eine Zwei-Tore-Führung. Danach
schossen die Dortmunder zweimal auf das Herber-Tor und gewannen gegen den klar
überlegenen Kontrahenten mit 2:1. Somit stand die Bundesliga-Auswahl unter
Druck. Als Union Ronny Nikol im letzten Gruppenspiel zum 1:1 ausglich, war man
kurzzeitig ausgeschieden. Doch Ingo Hertzsch und Skerdilaid Curri machten den
3:1-Sieg und das Halbfinale perfekt.
Der lediglich 1,66 m kleine Albaner freute
sich. "Vor fünf Jahren habe ich hier mit Aue noch das Endspiel gegen
Schalke verloren. Heute haben wir gewonnen. Das ist ein schönes Gefühl. Der
Anfang war zäh. Es waren viele gute Teams dabei", so Curri, der das Geraer
Turnier auch wegen der tollen Stimmung in der vollen Halle als das schönste
dieses Winters bezeichnete. Der 2:1-Erfolg der Bundesliga-Auswahl Ost im
Halbfinale war deutlicher, als es das Endergebnis ausdrückte. Im Endspiel
beglich man dann auch die Vorrundenrechnung mit den BVB-Oldies und gab den
Dortmundern um Routinier Frank Mill nach Toren von Michel Dinzey (2), Khvicha
Shubitidze und Thomas Neubert klar mit 4:0 das Nachsehen.
Während
die Kicker auf dem Kunstrasen dem runden Leder nachjagten, spielten sich hinter
der Bande die Moderatoren Gert Zimmermann und Christian Müller die Bälle
sprachlich gekonnt zu. "Guck mal an, einmal im Jahr ist Gera die
Fußball-Hauptstadt Deutschlands", staunte der 66-jährige Zimmermann, der
erst am Vortag des Turnier von den Veranstaltern verpflichtet wurde.
Im Bild: Die Bundesliga-Auswahl Ost gewinnt bei ihrer ersten Teilnahme die Jubiläumsausgabe des Geraer Oldieturniers. (Foto: Thomas Gorlt)