20. Geraer Oldie-Cup - Rückblick

 

Oldieturnier 2018 - Rückblick: Erst Jena-Fan, dann Gera-Fan

Bundesliga-Auswahl Ost gewinnt 20. Jubiläumsauflage des Geraer Oldie-Turniers 


von Jens Lohse


Die Geraer Panndorfhalle scheint ein gutes Pflaster für Neulinge zu sein. Im Vorjahr hatte sich das Team Allstars-Bayern bei seinem Debüt durchgesetzt. Diesmal reckten die Kicker der Bundesliga-Auswahl den Siegerpokal bei der 20. Jubiläumsauflage des Geraer Oldie-Turniers um die Ur-Krostitzer Pokale in die Höhe. Die 1500 Zuschauer bekamen viel geboten. Kicker wie Weltmeister Thomas Häßler, Jan Koller, Bernd Schneider, Dariusz Wosz und Pavel Kuka ließen die Fußball-Anhänger mit der Zunge schnalzen.

Nicht nur technische Kabinettstücken wie der Heber von der Mittellinie von Dortmunds 2,02 m großen Jan Koller gegen die Geraer Stadtauswahl im Halbfinale oder der Fallrückzieher von Unions Christian Stuff im letzten Gruppenspiel gegen den Bundesliga-Auswahl wurden geboten, auch die Emotionen kamen nicht zu kurz.

Am höchsten schlugen die Wogen im Ostthüringenderby zwischen dem FC Carl Zeiss Jena und der Geraer Stadtauswahl, das die Vorrunde beendete. Der jeweilige Sieger steht im Halbfinale - so lautete die Konstellation vor dem Aufeinandertreffen. Als Miroslav Jovic die Saalestädter nach einer Ecke in Führung brachte, schien alles seinen erwarteten Lauf zu nehmen. Doch es kam anders. Der Gastgeber schüttelte sich kurz und antwortete prompt. Thomas Winefelds Bandenpass brauchte Steffen Roßmann nur nocch einzuschieben - 1:1. Die Stadtauswahl wusch nach. Während die ziemlich lustlos wirkenden Jenenser einen Ball nach dem anderen im Vorwärtsgang verloren und eiskalt ausgekontert wurden, nutzte Gera seine Chancen konsequent. Ronny Abresch, Rocco Hoffmann (2) und Frank Bangemann versetzten die überraschten Zuschauer in Begeisterung. "Gera, Gera"-Rufe hallten in Kombination mit rhythmischem Klatschen durch die Halle.

Der Geraer 5:1-Erfolg war die Sensation des Abends und zog das abermalige frühzeitige Jenaer Ausscheiden nach sich. Zeiss-Coach Uli Göhr, der bei allen Turnieren in der alten und neuen Panndorfhalle mit von der Partie war, wollte die 20. Auflage dann auch schnell vergessen, die mit Platz acht nach dem mit 0:1 verlorenen Neunmeterschießen gegen Union Berlin enttäuschend endete. Entertainer und Opernsänger Gunther Emmerlich - neben Jürgen Sparwasser und Harald Irmscher Ehrengast des Abends - nahm es gelassen. "Eben war ich noch Jena-Fan. Jetzt bin ich Gera-Fan Das ist der Vorteil, wenn man in Eisenberg geboren ist", erklärte der 73-Jährige.

Dagegen war Stadtauswahl-Trainer Bernd Wiegner äußerst zufrieden. "Jena hat uns unterschätzt. Deren Führung hat sie in Sicherheit gewogen. Wir sind als Mannschaft zurückgekommen. Alle haben sich gesteigert. Auf dem Platz haben wir Geduld bewiesen und zu einem tollen Turnier beigetragen", meinte Geras Coach.

Fast wäre der Gastgeber ins Endspiel gekommen. 26 Sekunden fehlten im Halbfinale gegen Borussia Dortmund, um die 2:1-Führung nach schön herausgespielten Treffern von Ronny Abresch und Frank Bangemann über die Zeit zu bringen. So glich BVB-Kicker Lars Müller noch zum 2:2 aus. Im anschließenden Neunmeterschießen entschied erst der 14. Schütze. Geras Leitwolf David Kwiatkowski war der Unglücksrabe, der nur den Innenpfosten traf und den Borussen so die Chance auf ihren fünften Turniererfolg in Gera eröffnete. Im kleinen Finale um Platz drei war beim Gastgeber dann die Luft raus, als man gegen Tschechien mit 0:2 unterlag.

Die mit Torwart Oliver Herber, Dariusz Wosz, Ingo Herzsch, Thomas Neubert, Skerdilaid Curri, Daniel Ziebig, Khvicha Shibitidze, Nico Kanitz und Michel Dinzey angetretene Bundesliga-Auswahl Ost fand nur schwer ins Turnier. Gegen die Bayern-Allstars verspielte man beim 2:2 noch eine Zwei-Tore-Führung. Danach schossen die Dortmunder zweimal auf das Herber-Tor und gewannen gegen den klar überlegenen Kontrahenten mit 2:1. Somit stand die Bundesliga-Auswahl unter Druck. Als Union Ronny Nikol im letzten Gruppenspiel zum 1:1 ausglich, war man kurzzeitig ausgeschieden. Doch Ingo Hertzsch und Skerdilaid Curri machten den 3:1-Sieg und das Halbfinale perfekt.

Der lediglich 1,66 m kleine Albaner freute sich. "Vor fünf Jahren habe ich hier mit Aue noch das Endspiel gegen Schalke verloren. Heute haben wir gewonnen. Das ist ein schönes Gefühl. Der Anfang war zäh. Es waren viele gute Teams dabei", so Curri, der das Geraer Turnier auch wegen der tollen Stimmung in der vollen Halle als das schönste dieses Winters bezeichnete. Der 2:1-Erfolg der Bundesliga-Auswahl Ost im Halbfinale war deutlicher, als es das Endergebnis ausdrückte. Im Endspiel beglich man dann auch die Vorrundenrechnung mit den BVB-Oldies und gab den Dortmundern um Routinier Frank Mill nach Toren von Michel Dinzey (2), Khvicha Shubitidze und Thomas Neubert klar mit 4:0 das Nachsehen.


Während die Kicker auf dem Kunstrasen dem runden Leder nachjagten, spielten sich hinter der Bande die Moderatoren Gert Zimmermann und Christian Müller die Bälle sprachlich gekonnt zu. "Guck mal an, einmal im Jahr ist Gera die Fußball-Hauptstadt Deutschlands", staunte der 66-jährige Zimmermann, der erst am Vortag des Turnier von den Veranstaltern verpflichtet wurde.

 



Im Bild: Die Bundesliga-Auswahl Ost gewinnt bei ihrer ersten Teilnahme die Jubiläumsausgabe des Geraer Oldieturniers. (Foto: Thomas Gorlt)


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