20. Geraer Oldie-Cup - Vorschau |
Als Rossi übers Parkett stolzierte Matthias Müller - der die Idee für das Oldieturnier hatte - |
von Andreas Rabel |
Als er in Erfurt bei einem
Oldieturnier zusah, „da hatte ich die kühne Idee, so etwas, natürlich viel
besser, auch in Gera zu machen". Matthias Müller sagt das mit einem Schmunzeln,
weiß er doch, dass zunächst kaum einer begeistert war von seiner Idee, dass sie
ihm einen Vogel gezeigt hätten. Als Abteilungsleiter Fußball beim TSV 1880
Zwötzen ging der 67-Jährige in die Spur, machte sich dran, mit Gleichgesinnten
das erste Oldieturnier in der
Erwin-Panndorf-Halle zu organisieren.
Der 1. FC Lok Leipzig war der erste Sieger, inzwischen ist das Turnier in Gera
ein Renner, die 20. Auflage steigt am 12. Januar. „Paar graue Haare und ein
paar schlaflose Nächte hat mir das Turnier schon gebracht", sagt der Zwötzener.
Mannschaften nach Gera zu bekommen, sei nicht das Problem, doch als es ums Geld
ging, da wurde es eng.
Erstmals erzählt er vom zinslosen Fünf-Tage-Kredit, den er in einem
Geldinstitut am Donnerstag abholte. 20 000 D-Mark der Inhalt, auf dem Kuvert
stand Müller. „Woher sollte ich das Geld denn nehmen, um, die Startgebühren für
die Teams zu bezahlen?" Am Dienstag, als das Geld von der Bandenwerbung, vom Ticketerlös in der Kasse war, steckte er
die Scheine in den Umschlag und brachte sie zurück ins Geldhaus.
Der Anfang war gemacht, das Turnier kam ins Rollen und was nach dem Kassensturz
über blieb, steckten die Geraer über all die Jahre in Projekte für den
Fußballnachwuchs. Das sei auch heute noch so, inzwischen ist der Förderverein
Kinder- und Jugendfußball der Ausrichter. Über seine Schiedsrichter-Kollegen
Manfred Roßner, Adolf Prokop zu Jan Kaizer kam der Kontakt zu Ajax Amsterdam
zustande und eine kleine Delegation setzte sich ins Auto um nach Voolendam zu
fahren.
In dem kleinen Ort am Meer, unweit von Amsterdam ließen sich gern die
Ajax-Profis nieder. „Wir sind schnell ins Geschäft gekommen, auch wenn es bei
Ajax eigentlich keine Oldiemannschaft gibt." Beim 2. Oldieturnier 2000 liefen
Simon Tahamata und Gerri Muhren auf, doch die Tribüne murrte: „Der Peter Ducke
alleine ist doch so alt wie die Ajax-Truppe zusammen." Mit 4:0 besiegte die
Ajax-Mannschaft mit den beiden Oldies im Finale den FC Carl Zeiss Jena. „Wir
waren froh, Tahamata und Muhren in Gera gehabt zu haben", sagt Müller und für
das 20. Turnier im Januar sagten die Niederländer nur ab, weil sie keine
Oldiemannschaft haben.
Anders Juventus Turin, die auch in Gera aufdribbelten - mit Top-Stürmer und
Showman Paolo Rossi an der Spitze. Unvergessen, wie er mit seiner Dame in einer
Spielpause über das komplette Parkett der Panndorfhalle stolzierte. „Davon
reden sie alle heute noch", sagt Matthias Müller und lacht: „Ein bisschen Spaß
muss sein ….". Und er räumt auch gleich noch mit einer Mär auf, dass er Peter
Ducke die rote Karte gezeigt hat. „Das war Manfred Roßner", sagt er. Der
schwarze Peter hatte schon Gelb gesehen und sich einen Disput mit dem Referee
geleistet, daraufhin „Rot" gesehen und Roßner den Karton aus der Hand
geschlagen.
„Ja, es wurde schon einiges geboten", sagt Matthias Müller, der betont, „wir
haben das Turnier immer professionell aufgezogen, aber immer ehrenamtlich mit
einer großen Helferschar." Schon bei der Turnierpremiere waren sie
erfinderisch, die Zwötzener. Der Geräteraum wurde ausgeräumt, in einen extra
vor der Halle aufgestellten Container verfrachtet, das Kabuff mit Stoffen aus
der Modedruck-Produktion zum VIPRaum aufgehübscht. Zum dritten Turnier war die
Werbebande fertig, die mit Hilfe der Sponsoren entstand. Allein die Farbe, die
Matthias Müller aufbrachte, kostete 2000 Mark.
Matthias Müller will keines der bisher 19 Turniere herausstellen. „Inzwischen
rufen die Mannschaften bei uns an, fragen, ob sie spielen können", sagt er,
nicht ohne Stolz. Und an die lange Eintracht-Nacht kann er sich noch gut
erinnern. „Den Frankfurtern hat es so gut gefallen bei uns, erst halb drei sind
wir auseinandergegangen." Von der Stadt bekam er prompt eine Rechnung „wegen
nicht sportgerechter Nutzung des Meetingraums".
In der Stadionzeitung des Fußball-Bundesligisten widmete man sich wenig später
auf einer kompletten Seite dem Geraer Oldieturnier. „Eine bessere Werbung für
Gera kann es doch gar nicht geben", meint Matthias Müller. Beglichen haben die
Geraer die Rechnung von der langen Frankfurter Nacht dennoch. Auf das 20.
Turnier freut er sich. Das Teilnehmerfeld steht, erstmals wird ein Kunstrasen
in der Panndorfhalle ausgerollt.
Im Bild: Organisator und Schiedsrichter Matthias Müller (l.) und Michael Schulz von Borussia Dortmund scherzen. (Foto: Tino Zippel/OTZ) |